Stockholm Archipelago 1

Schweden

Ein Segeltörn besonderer Art ist dieser. Gechartert haben wir eine Beneteau Oceanis 40 und einen Skipper, so dass wir lediglich eine Dreier-Crew sind. Treffpunkt ist die Navigare Marina in Gåshaga, Stockholm. Beschrieben wird das Segelrevier auf der Navigare Website wie folgt:

«Nowhere else on earth can you find such richness of natural islands this close together. The Swedish archipelago counts an incredible 24.000 islands and offers unique surroundings of clean crisp waters, beautiful nature and history.»

And in that matter – mit unserem schwedischen Skipper sprechen wir English. Also noch rasch die wichtigsten Begriffe aufgefrischt:

to head up – anluven
to bear away – abfallen
to tack – wenden
to jibe – halsen

Well then – helms a lee!

Samstag, 5. August 2017 – Gåshaga – Vaxholm

Am Abend übernehmen wir unsere Yacht After Skii und richten uns gleich ein. Nach Inspektion und Sicherheitseinweisung starten wir den Motor und starten unseren Törn.

Unterwegs treffen wir bereits das eine und andere Seezeichen an. Sie werden von uns im Laufe der Woche immer geschätzter, sind sie doch zuverlässige Navigationshilfen.

Nach dem Anlegemanöver im Hafen von Vaxholm machen wir uns mit unserer Liste auf, um vor Ladenschluss noch den Proviant einzukaufen.

Alles gebunkert und wir sind bereit für den Ankertrunk und die Detailplanung für den Törn.

Sonntag, 6. August 2017 – Vaxholm – Dalarö

Unsere diversen Wetter-Apps (PocketGrib, WetterOnline) lassen uns aufhorchen. Da scheint sich eine breite Regenfront zu nähern. Unter bedecktem Himmel laufen wir unter Motor aus.

Kaum abgelegt ergibt sich mir eine Praxislektion im Befahren von Fahrrinnen. In schnellem Takt passieren uns die schnellen Fähren.

Und jetzt erschliesst sich auch die Bedeteutung der Ungetümer von Leuchttonnen.

Wir biegen in den Skurusundet ein, der immer enger wird und volle Konzentration am Steuer verlangt. Doch das war erst der Vorgeschmack, denn noch enger wird es im Baggenstäket! Das Backbord-Zeichen auf dem Stein lässt sich beinahe mit der Hand berühren.

Vor Moranviken setzen wir das erste Mal Segel – noch bei Sonnenschein. Doch die Wettervorhersage behält recht. Schon nähert sich die Regenfront. Eingepackt ins Ölzeug trotzen wir dem Regen. Aber es kommt noch schlimmer. Der Wind frischt merklich auf und es bilden sich Schaumkrönchen. Zudem können wir den Motor nicht ausschalten. Wir halten die Yacht auf Kurs und unser Skipper widmet sich dem Motorproblem. Nach einem Telefon mit der Marina ist das Problem behoben.

Knapp vor unserem Zielhafen Dalarö ist auch der Regen-Spuk vorbei. Sonnenstrahlen beim Anlegen!

Insgesamt haben wir 28 sm in 6:30 Stunden zurückgelegt.

Montag, 7. August 2017 – Dalarö – Nynäshamn

Bei schönstem Wetter und westerlichem Wind mit 2 – 3 Beaufort legen wir in Dalarö ab.

Heute wird die Kunst darin liegen, zwischen den Inseln möglichst lange Schläge zu machen und den Platz auszunutzen. Fürs Navigieren sind die diversen Seezeichen von grossem Vorteil – nicht zuletzt um Untiefen beim Setzen des Kurses einzuberechnen.

Am Nachmittag werden wir bei schönstem Wetter mit einem kräftigen Wind von 6 Beaufort belohnt. Nach einem Fast-Sonnenschuss setzen wir das erste Reff. Trotz allem kommen wir immer noch auf 8.5 kts!

Kurz vor Nynäshamn und 23 Wendemanövern streichen wir die Segel und legen unter Motor an.

Unsere heutige Strecke beträgt 35 sm, dazu benötigten wir 7 Stunden.

Dienstag, 8. August 2017 – Nynäshamn – Nämdö

Mit Wind aus Süd geht es nun in die andere Richtung und damit „gemütlicheren“ querab und räumlichen Kursen. Ein mittlerweilen vertrauter Anblick – Inselchen und Seezeichen – eröffnet sich uns im Gårdsfjärden.

Segeln ist in Schweden ein Volkssport. So verwundert es nicht weiter, dass der Stockholmer Schärengarten rege fürs Segeln genutzt wird. Für mich eine weitere Praxislektion, wer nun in welchem Fall Vortritt hat und wann – obwohl im Vortritt – doch Vortritt gegeben wird.

Ebenfalls typisch fürs Segeln im Archipelago ist das Anlegen in sogenannten Naturhäfen. Und genau so einen laufen wir in der Bucht Gärdsviken auf Nämdö an. Zuerst gilt es, den optimalen Platz auszukundschaften und zu prüfen, ob wir genügend Tiefgang haben. Unser Augenschein ist erfolgreich und nun machen wir uns ans Anlegen. Zuerst muss der Heckanker gesetzt werden. Anschliessend wird so nahe ans Ufer manövriert wie nur möglich. Mit der Leine in der Hand werden nun „ankertaugliche“ Bäume gesucht.

Et voilà, bereit für die Übernachtung.

Die heutige Route beträgt 44 sm.

Mittwoch, 9. August 2017 – Nämdö – Arholma

Wie üblich stehen wir um 7 Uhr auf und machen uns für den Segeltag bereit. Dinghy an Bord befestigen, Bugleinen konzertiert zum Ablegen lösen und Heckanker hochziehen. Heute gibt es einen abwechslungsreichen Tag, haben wir doch sämtliche Herausforderungen wie Fahrrinnnen, Meeresengen und die tückischen Felsinselchen vor uns.

Unser heutiges Etappenziel ist der Naturhafen in Arholma. Nebst dem Pier gibt es auch zwei Plumpsklos an Land. Da ziehe ich dann doch das Bord-WC vor ?

Unsere gesegelte Strecke beträgt sage und schreibe 48 sm. Entsprechend müde fallen wir in unsere Koje.

Donnerstag, 10. August 2017 – Arholma – Möja


Das Wetter meint es sehr gut mit uns. Seit Montag haben wir sonniges Wetter mit ab und zu etwas Bewölkung. So benötigen wir für den Eintrag ins Logbuch lediglich die ersten drei Symbole.

Bei schnellem Blick können Felsen schon mal täuschend echt für Wale gehalten werden.

Und Seezeichen gefallen nicht nur mir.

Dann aber ist fertig mit gemütlich. Bei Windstärke von ca. 18 bis 22 Knoten üben wir uns heute einmal mehr im Starkwind-Segeln.

Bei diesen Windverhältnissen ziehen wir die Segel ein, was gar nicht so ohne ist. Da kommt uns der Lazy-Jack sehr entgegen. In den Tornö-Sund eingefahren wird es windstill und wir suchen uns in Långvik einen Hafenplatz.

Meine Segelerfahrung ist um 42 sm reicher und wie ersichtlich ist, kamen wir bezüglich wenden nicht zu kurz.

Freitag, 11. August 2017 – Möja – Gåshaga

Unser letzter Segeltag im Stockholm Archipelago bricht an. Nochmals haben wir viel Sonnenschein und Wind, so dass wir diesen Tag in vollen Zügen geniessen.

In der Enge Cy zwischen liefern wir uns mit einer Hanse ein Rennen, das Karin aufgenommen hat!

Leider, leider mussten wir die Hanse ziehen lassen, weil wir akkurat als wir knapp dran waren, ein Windloch erwischten. Nun, es war nicht nur das Windloch. Schliesslich ist die Segelfläche grösser und die haben den letzten elektronischen Schnickschnack an Bord – incl. Selbstwendevorrichtung für das Fock vs. women power. Nonetheless, we had fun!
Etwas gemütlicher nahm es dieses Schiff mit Stagsegeltakelage und wir waren kurz davor unter dem Kommando von Jane Sparrow zu entern.

Es heisst Abschied nehmen von den äusserst dienlichen und in jeder Form und Façon vorkommenden Seezeichen.

Safe and sound kommen wir mit der After Skii in der Marina Gåshaga an, wo sich der Kreis nach insgesamt 235 sm schliesst.

Bei einem Glas Wein wird bereits das erste Seemanns- und Seefraugarn gesponnen.

Karin und Victor – thank you very much for a totally awesome cruise!